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Forscher*innen weisen noch in mehreren tausend Metern Tiefe Mikroplastik am Meeresgrund nach, das weltweit über die Flüsse dorthin gelangt.

Die Tiefsee ist der „Mülleimer der Meere“

Mikroplastik ist überall. Winzige Plastikpartikel belasten nahezu jedes Ökosystem der Erde. Die Meere sind besonders betroffen. Maritime Gräben Tausende Meter unter dem Meeresspiegel sind dabei die „letzte Ruhestätte“ für eine beunruhigend große Menge der kleinsten Plastikteilchen.


Eine neue Studie von Forscher*innen der Senckenberg-Gesellschaft, des Alfred-Wegener-Instituts und der Goethe-Universität Frankfurt hat die Verschmutzung mit Mikroplastik im westpazifischen Kurilen-Kamtschatka-Graben untersucht. Die Forscher*innen fanden in Sedimentproben aus Tiefen von bis zu 9450 Metern zwischen 215 und 1596 Mikroplastik-Teilchen pro Kilogramm, was mehr ist als bisher nachgewiesen wurde. Die Studie, veröffentlicht im Journal „Science of The Total Environment“, zeigt, dass die Tiefsee stark von Mikroplastik belastet ist und dass die hohe Biodiversität am Meeresgrund dadurch gefährdet ist. Die Forscher*innen verwendeten die Infrarotspektroskopie-Methode, um die Mikroplastik-Partikel nachzuweisen. Sie fanden insgesamt 14 verschiedene Plastikarten, darunter Polypropylen und Acrylate. Interessanterweise stellten sie große Unterschiede zwischen den Proben fest, selbst wenn sie nur wenige Meter voneinander entfernt waren. Dies zeigt, dass die tiefsten Bereiche der Tiefsee eine dynamische Umgebung sind, in der das Mikroplastik nicht nur durch Strömungen, sondern auch durch Organismen in Bewegung gehalten wird. 

Die Forscher*innen warnen vor den Auswirkungen der zunehmenden Plastikverschmutzung auf die Biodiversität der Tiefsee: „Jedes Jahr gelangen schätzungsweise 2,4 bis 4 Millionen Tonnen Plastik über die Flüsse ins Meer, als Folge des extremen weltweiten Plastikkonsums und der schlecht organisierten Müllentsorgung. Ein beträchtlicher Teil davon sinkt zum Meeresboden und sammelt sich im Sediment an, oder wird durch Strömungen bis in die tiefsten Regionen weitertransportiert, wo es sich letztendlich ablagert. 

Lebewesen wie die Tiefseegarnele halten das Sediment am Boden des Kurilen-Kamtschatka-Grabens in Bewegung und verteilen dort die Mikroplastik-Teilchen. Foto: Nils Brenke, Senckenberg

Plastik in diesen Tiefen zersetzt sich nur sehr schwer und wird sich daher auf undefinierbare Zeit auf den Meeresgrund häufen. „So wird die Tiefsee zum ‚Endlager des Mülls‘“, mahnt Prof. Dr. Angelika Brandt vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Der Mensch hat also bereits seinen Fußabdruck hinterlassen bevor er die Arten, die in diesen Tiefen leben, entdeckt und beschrieben hat. Wir sollte daher unsere Handlungsoptionen überdenken und sorgsam mit Plastik umgehen und dafür sorgen, dass es recycelt wird oder sogar darauf verzichten.“